Der italienische Künstler Vittorio Gui(geb. 1967)markiert eine sehr eigenständige und wichtige Position in der zeitgenössischen Fotografie.
Vittorio Gui entstammt einer Künstlerfamilie. -5-ein ergerrt-— liches"Auge" ist das Objektiv. Im Alter von 29 Jahren beginnt Vittorio Gui seine Sichtweise zu ändern, als er sich durch Li Xiao Mings"Qi Gong" mit dem Taoismus auseinandersetzt. An Ming hatte Gui sich auf der Suche nach Hilfe bei der Bewältigung der Folgen eines schweren Unfalls gewandt.
Vittorio selbst sagt über seine Arbeiten:" Meine fotografische Arbeit der letzten Jahre folgt einer meditativen Recherche, in der mir die Entwicklung des Empfindungsvermögens erlaubte, zu verstehen und zum Teil wahrzunehmen, dass die Wirklichkeit nicht nur das ist, was man sieht, sondern ebenso sehr im Unsichtbaren liegt. Mit meinen Fotos will ich nicht Anstoß oder Bewunderung erregen und ebenso wenig etwas erzählen. Mich interessiert es, den Betrachter anzuregen und Harmonie zu erzeugen; jede Linie oder Farbe soll sich auf das Unterbewusstsein des Betrachters auswirken, indem ich versuche, mit meinen Werken positive Energien zu wecken."
Vittorio Gui zeigt in Wolfsburg acht Arbeiten.
Text von Guido Ugoni:
Vittorio Gui entstammt einer Künstlerfamilie; seine Art der "Beobachtung" ist seit jeher ein "Fokalisieren", ein „in den Brennpunkt rücken“. Sein eigentliches „Auge“ ist das Objektiv. Im 1995, im Alter von 29 Jahren, beginnt Vittorio Gui seine "Sichtweise" zu ändern, als er sich durch Li Xiao Mings "Qi Gong" mit dem Taoismus auseinandersetzt. An Ming hatte Gui sich auf der Suche nach Hilfe bei der Bewältigung der Folgen eines schweren Unfalls gewandt. Gui Fotos sprachen seither mit der „Sprache der Seele.“ Denn seine fotografischen Arbeiten basieren auf einer meditativen Sicht von Farben und Vorstellungen, ausgehend von Li Xiao Mings Worten: „Eine Hälfte der Welt ist sichtbar, die andere nicht".
Das von Vittorio Gui verwendete Ausdrucksmittel ist die Fotografie. Man könnte sie als "kreative Fotografie" bezeichnen, weil die von ihm geschaffenen Bilder dem Anschein nach keine sofort erkennbaren Gegenstände und Elemente der Realität darstellen. Wenn man ein in der Fotografiegeschichte des 19. Jhts. beliebtes Wort benutzen wollte, könnte man sie als "abstrakte Fotografie" bezeichnen. Dies wäre jedoch ein Irrtum. Heute ist es ebenso absurd, von „Abstraktion“ zu sprechen, wie es das zu den ruhmreichen Zeiten der historischen Avantgarde war, als zumindest die Künstler Theorien entwickelten und über die Kunst schrieben.
Vittorio Gui geht von konkreten Gegenständen aus, denen wir im täglichen Leben begegnen: Blumen und Federn. Mittels eines gewöhnlichen und traditionellen Fotoapparates (heutzutage sollte man so vorsichtig sein, dies klarstellen) bewirkt er eine Art Aufarbeitung des Originalbildes, die schließlich zu einer völlig selbstbezogenenen Wiedergabe fuhrt (noch ein Lieblingsausdruck der bedeutendsten Kritiker)..
Dieses „Elaborat“, das wie eine Computerbearbeitung wirkt, stellt eine zweite Realität dar, eine neue, parallele Wahrnehmung des Gegendstandes, die jedoch an ihren Ursprung gebunden ist. Der Gegenstand löst sich in einem intensiven und lebendigen Farbenspektrum auf, mit Nuancen und Farbabstufungen, die das Sichtfeld durchlaufen wie strahlende Projektionen. Es gibt weder glatte Umrisse noch begrenzte Farbelemente, sondern Vibrationen und Frequenzen, die in einer vollkommenen emotionalen und visuellen Verquickung explodieren. In manchen Fällen beruhigen sich diese intensiven Vibrationen; eine Farbdominanz erobert das Feld und formt Gestalten, die auf den Ursprung des Gegenstandes verweisen oder an menschenähnliche Gestalten erinnern: ein Mund oder ein Herz. Die aus der Farbintensität seiner Bilder entspringende Energie besitzt eine vehemente Beschwörungskraft, die den Blick des Betrachters auf vollendete Weise in einer harmonischemotionalen Teilnahme fesselt.
Alessandro Trabucco
Vittorio Gui: "Meine fotografische Arbeit der letzten Jahre folgt einer meditativen Recherche, in der mir die Entwicklung des Empfindungsvermögens erlaubte, zu verstehen und zum Teil wahrzunehmen, dass die Wirklichkeit nicht nur das ist, was man sieht, sondern ebenso sehr im Unsichtbaren liegt. Mit meinen Fotos will ich nicht Anstoß oder bewunderung erregen und ebenso wenig etwas erzählen, mich interessiert es im Gegenteil, den Betrachter anzuregen und Harmonie zu erzeugen; jede Linie oder Farbe soll sich auf das Unterbewußtsein des Betrachters auswirken, indem ich versuche, mit meinen Werken positive Energien zu wecken."Vittorio Gui wurde am 25 August 1966 als Sohn einer Künstlerfamilie in Bologna geboren. Den Fotoapparat benutzte er schon sehr früh. Seit 1995 beschäftigt er sich mit dem Taoismus und nimmt bei Li Xiao Ming Unterricht in Qi Gong.
Die Praxis in dieser Disziplin, die die Vervollkommnung des Menschen anstrebt, ermöglicht ihm unterschiedliche geistige Erfahrungen, die er von da an in seine Bilder zu übertragen versucht. Dies ist der Grund, warum seine Fotos mit ihrer starken energetischen Ausstrahlung dem Betrachter das Gefühl von Ruhe und Gelassenheit vermitteln.
Im Mittelpunkt von Guis Werk steht das Leben in seiner taoistischen Definition der Fortentwicklung. Eine seiner Arbeiten ist ein Herz, zu dem man durch den Mund Zutritt bekommt Dies ist kein symbolisches Feld, sondern eine Richtungsangabe. Die Überlagerung mit der westlichen Kultur ist eine konkrete Tatsache, die zu einer eigenen Metaphysik fuhrt. Keine fragmentierte neo-ethnische Verunreinigung, sondern zeugender Samen des Positiven. Die Spiritualität wird bei Gui zu einem prgmatischen Paradigma. Eine andere Arbeit bewirkt beim abendländischen Betrachter den Gedanken an die Geschwindigkeit, aber verwandelt sich dann in eine Vibration, in ein dynamisches Mittel.
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Die Kunst ist Präfiguration; Guis Werke sollen - wie in der Musik - Harmonie ausstrahlen und erzeugen. Der Betrachter des Fotos wird so zum Ausfuhrenden. Beim begrifflichen Werk schweigt der Betrachter, da er dessen Bedeutung lediglich projiziert. Beim Betrachten von Guis Arbeiten wird man jedoch zum Verstärker. Die nicht von der Logik vermittelte Botschaft bewirkt eine Symbiose zwischen Geist und Instinkt. Das hierfür angewendete sensorische Instrument sind die Farben. Die Farbenvibration ist Heilmittel und kein fieberndes Delirium. Das Betrachtete ist ein innerer Klang, keine psychologische Beschwörung. Die Sinne als Mittel zur Erkenntnis des Sinns, nicht umgekehrt..
Guido Ugoni