Die Junge Kunst freut sich, Gastgeber für die Ausstellung der diesjährigen Gewinnerin des vom Lüneburgischen Landschaftsverband ausgetobten Kunstpreises zu sein. Justine Otto (*1974 in Zabrze, Polen) wurde dieser Preis - der alle zwei Jahre und nun zum zweiten Mal vergeben wird - bereits am 11. März 2011 auf der Nominierten-Präsentation im Celler Schloss verliehen. Die Künstlerin setzte sich gegen insgesamt 89 Bewerber durch, die im Tätigkeitsbereich des Landschaftsverbandes ansässig sind. Dazu gehören der Landkreis Harburg, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Soltau-Fallingbostel, Celle, Gifhorn und Wolfsburg.
In ihrer Malerei setzt sich Justine Otto mit der Phase des Erwachsenwerdens auseinander, mit all seiner Fragilität, Widersprüchlichkeit und den Zufällen, die bestimmte Prägungen einleiten. Der Ausstellungstitel Gesangverein Liederkranz, der bewusst reaktionär anmutet, impliziert sofort die Vorstellung von geselligen Vereinsabenden in früheren Tagen, die vielleicht nur noch als vage Erinnerung existieren. Die "Gruppierungen”, die einen in Kindheitstagen durch Schule, Verein und Kirche prägen und der daraus resultierende gesellschaftliche Konformismus, bildet eine der Grundlagen der gezeigten Werkgruppe.
Justine Otto nähert sich diesem Thema, indem sie skurrile Situationen wiedergibt, in denen überwiegend weibliche Protagonisten mitunter surreal anmutende Handlungen voilführen. Mithilfe eines transparenten, leichten Farbauftrags, den die Künstlerin modellierend einsetzt, arbeitet sie auf einigen Bildern Details in Gesichtem und Umgebung sorgsam heraus, während auf anderen Figuren und Szenerie abstrakt gehalten werden und so universell lesbar sind. Die Bilder visualisieren die für diese Lebensphase typischen Rückzug in eigene Welten und die Tatsache, dass oftmals von außen kommende, zunächst unbedeutend erscheinende Begebenheiten die eigene Entwicklung nicht nur beeinflussen, sondern auch maßgeblich lenken.
"Justine Otto zieht den Betrachter in faszinierend schockierende Visionen hinein, um ihn dann mit Grundthemen der menschlichen Existenz wie Angst, Trauer, Vergänglichkeit zuröckzutassen. Auch sie schildert spannungsgeladene Begegnungen zwischen Natur und Zivilisation. Die Motive dieses skurrilen Universums lassen sich auf Eindrücke und Erlebnisse der Künstlerin zurückführen - wie beispielsweise die Erzählungen T.C. Boyles - gleichwohl sind die Bilder von allem Illustrativen frei und präsentieren eine eigene, poetische Wirklichkeit voll von trostbser Einsamkeit und Absurdität." Susanne Pfleger, Jurymitglied
Die Ausstellung wurde organisiert vom Lüneburgischen Landschaftsverband. Ein umfassender Katalog der Künstlerin, herausgegeben vom Lüneburgischen Landschaftsverband, erscheint im Oktober 2011.
Justine Otto studierte bis 2003 Freie Malerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste - Städelschule, Frankfurt a.M. bei Prof. Peter Angermann und Prof. Michael Krebber. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Bleckede.