In ihrer fotografischen Serie „Müll" aus dem Jahr 2011 beleuchtet Sattler die technologische Verarbeitung und den Umgang mit Müll in Deutschland. In mehreren Bildsequenzen widmet sie sich unterschiedlichen Aspekten der Beseitigung von Zivilisationsabfällen. In einer Kombination aus Porträts und Stillleben stellt Sattler Menschen, die in der Müllverwertungsbranche arbeiten, die von ihnen sauber sortierten Müllberge gegenüber. Der neutrale Gesichtsausdruck liefert nur wenige Anhaltspunkte, welche Haltung sie hinsichtlich ihrer Arbeit einnehmen. Eine andere Serie, „Müllberg Marzahn" (2011), befasst sich mit einer renaturierten, bepflanzten Müllhalde in Berlin, die den Anschein eines vermeintlichen Idylls erweckt. Erst beim genauen Hinsehen verraten gewisse Details die Unnatürlichkeit des heute zur Naherholung umgenutzten Schrottberges. Aus der Reflexion der europäischen Kunsttradition des Stilllebens setzt sich die Fotografin in der Serie „Riesseikling" (2011) mit dem Thema Recycling auseinander. Eine ausgediente Margarineschachtel aus Plastik beispielsweise wird spielerisch zu einem Auto umfunktioniert und im Stil werblicher Produktfotografie inszeniert.
Charlotte Sattler studierte in München, Hannover und Halle an der Saale bei Rolf Nobel, Lars Bauernschmitt und Rudolf Schäfer Fotografie. Sie hat die fotografische Dokumentation zivilisatorisch geformter, wenig spektakulärer Orte und ihrer Bewohner zum Thema ihres künstlerischen Werks gemacht. In ihren Arbeiten rückt sie weniger zentrale Stadtviertel oder Merkmale steigender Armut in Deutschland in den Fokus. In ästhetisierenden, lakonisch erzählten Bildern mit unaufdringlicher Farbigkeit hat sie ihre eigene, sozialpolitisch engagierte, fotografische Position gefunden.