Sonja Ahlhäuser kocht gern. Sie findet auch Gefallen am Backen, und sie hat zumindest Verständnis fürs Naschen. Diese recht selten gewordenen Vorlieben und Vorzüge einer jungen Frau verbindet sie mit großem technischen Verständnis und Geschick. Nicht ohne Stolz bekennt sie, dass die beiden Edelstahlbottiche in der Ladengalerie Schillerstraße des Vereins Junge Kunst nach ihren Ideen und Entwürfen entwickelt worden sind.
Einem Gespräch über die Eigenschaften des Metalls, über Wärmegewinnung und den Erhalt einer gleichmäßigen Temperatur um 43 Grad Celsius weicht sie ebenso wenig aus wie den Fragen nach Siedepunkt und Gerinnungsphase von Schokolade. So wiederholt denn die weibliche Schokoladenfigur in einem Meer aus weißer Schokolade ihr rhythmisches Auf und Ab. Ebenso stoisch taucht das Männchen im gegenüberliegenden flacheren, breiteren Bottich immer wieder auf, um letztlich ebenso unerbittlich immer wieder unterzugehen in dem See aus dunkler Schokolade.
Diese gegenläufigen Bewegungen sind teil der Installation Sonja Ahlhäusers in der Ladengalerie an der Schillerstraße, denn ihr Anliegen ist es, Werden und Vergehen zu zeigen. Das Schoko-Männlein taucht auf, gewinnt an Größe und Bedeutung, läuft vorwärts und geht dann wieder unter im unendlichen Schokoladen-See. Ähnliches gilt für die weibliche Schoko-Figur, nur dass deren Daseinsspanne von anderen Bewegungs-Abläufen gekennzeichnet ist. Auf diese Weise drückt die junge, in Elkenroth und Düsseldorf lebende Künstlerin die unterschiedlichen Möglichkeiten der beiden Geschlechter aus. Zugleich stellt sie sie in ihrem Spannungsverhältnis zueinander dar, denn beide Metallbehältnisse sind Teil einer Installation: Erst als Paar sind sie, trotz aller Unterschiedlichkeit, eine Einheit.
Sonja Ahlhäuser drückt künstlerisch aus, was sie gerade bewegt. Die Lust gehört dazu. Das zeigen auch ihre Paarspiele, in denen genüsslich Liebesperlen vernascht werden, um zu neuen sexuellen Wonnen zu führen. Diesen Zeichnungen fügt die 30-Jährige ihre großformatigen Darstellungen von spezieller Kleidung, mit der Männer ihre Geschlechtlichkeit heraussteilen können und Frauen die ihre besonders reizvoll unterstreichen können, hinzu. Auch diese Zeichnungen entsprechen ihrem Anliegen, im dualen Prinzip von männlich und weiblich den Kreislauf des Lebens darzustellen.
Sie zeichnet mit Bleistift, Aquarellfarben und Acryl auf gelbem Tonpapier, um das Weiß besonders wirkungsvoll hervortreten zu lassen, denn „Weiß auf Weiß wirkt nicht“, erkannte die junge Künstlerin. Auch in ihren kleinformatigeren Zeichnungen stellt die Mutter eines sieben Monate alten Sohnes eigene Erfahrungen dar: die Schwangerschaft, die Geburt, das junge Leben. Ihre Zeichnungen sind indes keine bloßen Abbildungen, sondern überaus gelungene Darstellungen von Empfindungen, von Ängsten und Hoffnungen, Freude und Schmerz. (Quelle: Wolfsburger Nachrichten vom 4.2.2000)