Die peruanische Performance-Künstlerin Elizabeth Wurst (*1985, Lima) untersucht in ihren Aktionen Dynamiken und soziales Verhalten im öffentlichen Raum. Sie steht stets selbst als Protagonistin vor der Kamera. Jede ihrer Interventionen wird per Video aufgenommen. Das Publikum, dem sie begegnet wird oftmals freiwillig oder ungefragt miteinbezogen, indem die Aktion in unmittelbarer Nähe stattfindet, die Betrachter direkt angesprochen werden oder von der Künstlerin lauthals bekannte Popsongs gesungen werden, die das kollektive Gedächtnis aufrufen und denen man sich in der Situation kaum entziehen kann.
In den Videos der Ausstellung the city as a stage bei Junge Kunst steht Elizabeth Wursts Interesse an alltäglichen Objekten, die man am Straßenrand vorfindet, im Mittelpunkt: Eine riesige bunte Eiswaffel, Bagger und eine Vitrine mit glitzerndem Schmuck. Ähnlich wie mit den Passanten, interagiert Wurst hier mit den Objekten, klettert auf die Eistüte, lässt sich von der Schaufel eines Baggers wie eine Primaballerina in die Luft heben oder kreiert aus ihrem Speichel ihr ganz eigenes Schmuckstück.
Elizabeth Wurst spielt in ihren Performances mit Verhaltensregeln, Konventionen, Erwartungen und alltäglicher Routine, die sie bewusst bricht und so in Frage stellt. Nicht selten haben die Resultate eine humoristische Note, die beim Mitwirkenden bzw. Betrachter sowohl Verwunderung als auch ein Lächeln hervorrufen. Dabei schärft die Künstlerin unseren Blick auf Alltägliches und verfolgt eine politische Agenda: die überdimensionale Eistüte und die Speichel-Performance Liquid Crystals stehen symbolisch für Konsumfetischismus und die Darstellung des Weiblichen in den Medien, der „Tanz“ mit dem Bagger fungiert als Kommentar zu der monotonen Arbeit, wie man sie vielfach im Industriebereich vorfindet, die Baumaschine selbst dient als Symbol für Fortschritt und Wachstum der Städte.
Elizabeth Wurst studierte bis 2011 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Derzeit macht sie dort ihren Meisterschüler-Abschluss bei Candice Breitz. Während des Studiums nahm sie an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, beispielsweise Playing the City in der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Die Präsentation bei Junge Kunst ist Elizabeth Wursts erste Einzelausstellung.