In seiner ersten Einzelausstellung Untold in der Jungen Kunst e.V. präsentiert Sascha Weidner (*1974 in Georgsmarienhütte) einen Überblick seines künstlerischen Schaffens. Seine groß- und kleinformatigen, spontanen wie auch inszenierten Farbfotografien zeigen Landschaften, Stilleben und Menschen. Auf den ersten Blick wirken diese Motive banal: Dickichte, Sträucher, Beete, Seen, Geröll, Häuserwände, leere Räume, Vorhänge, Planen, Müll. Die Menschen werden in scheinbar unspektakulären Situationen abgelichtet: allein, als Paar oder als Masse am Swimmingpool, in der Landschaft oder in nicht näher definierten Räumen.
Doch hinter diesen alltäglichen Szenen lauert eine stille Melancholie: Ein opulenter Blumenstrauß entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Grabgesteck, eine bizarre, silbrig schimmernde abstrakte Struktur auf schwarzem Grund als zersprungenes Fensterglas. Die vordergründige Harmonie der Bilder wird stets gebrochen. Auf ihre Schönheit ist kein Verlass. Sie erzählen mehr. Im Gegensatz dazu verweist ein Haufen Schutt auf das Eismeer des Romantikers Caspar David Friedrich und lässt so Anmut im vermeintlich “Hässlichen“ erscheinen. Weidners Bildern eignet zudem stets ein rätselhaftes Moment, eine nicht zu Ende erzählte Geschichte. Dieser offene Schluss, der sich erst in den Köpfen der Betrachter vollzieht, ist Untold. Sie werden dazu angeregt, diese Lücke mit ihren Erlebnissen, ihrer Phantasie zu füllen.
In ihrer malerischen Schönheit offenbaren die Aufnahmen Weidners sowohl seinen Hang zur Romantik als auch zum Drama. Beides spürt er an alltäglichen Orten auf und sensibilisiert so den Blick auf unser vertrautes Umfeld.
In der Ausstellung Untold in der Jungen Kunst e.V. komponiert Sascha Weidner seine Bildern zu einer fotografischen Wandinstallation. Neben Fotografien der letzten zwei Jahre sind Abzüge neuer Aufnahmen zu sehen, die in den letzten Monaten in den USA entstanden. Damit schaffen sich Weidners Fotografien einen neuen Kontext.
Sascha Weidner studierte an der HbK Braunschweig Freie Kunst, sowie Kommunikations- und Fotodesign. 2003/2004 erlangte er in beiden Fachbereichen das Diplom. 2004 machte er seinen Abschluss als Meisterschüler (im Bereich Freie Kunst) bei Prof. Dörte Eissfeld. Weidner erhielt 2003 das Stipendium der Villa Vigoni in Como, Italien und 2004 das DAAD Reisestipendium, Los Angeles, USA.
Im gleichen Jahr wurde er beim renommierten Otto-Steinert-Preis lobend erwähnt.